Klassiker der russischen Theaterliteratur begeistern im TAK Burgbühne Dilsberg spielt Kurzgeschichten von Anton Tschechow 31. März 2011 |
„Ich verstehe Sie, ihre weiche, zarte Seele sucht einen Ausgang aus dem Labyrinth. Ein furchtbarer, grausiger Kampf, aber verzweifeln Sie nicht!“ Nein, die Zuschauer im „Theater am Kamin“ (TAK) verzweifeln nicht, denn die Einakter von Anton Tschechow garantieren köstliche Unterhaltung. Die Burgbühne Dilsberg spielt mit Unterstützung von „Palette“ Schriesheim, „Taeter-Theater“ und „PH-Theatergruppe“ Heidelberg Klassiker der großen russischen Theaterliteratur, geprägt vom charakteristisch witzigen manchmal auch satirischen Stil Tschechows. |
„Mein Leben ist so reich, so mannigfaltig, so bunt, aber ich bin so unglücklich.“, kokettiert die junge Dame im Zugabteil mit dem überaus charmanten Gouverneursattaché. Der junge Schriftsteller beobachtet und erforscht ihre exzentrische, problematische Natur und versucht sie zu verstehen. Schnell offenbart sie ihm ihre arme Seele an und fühlt sich ganz und gar erfasst. Eine Paraderolle für Corinna van Soldt und Anselm Breier, die intensiv und leidenschaftlich „Eine problematische Natur“ mit allen Raffinessen köstlich zelebrieren. |
„Der Bär“ besticht nach wie vor mit seiner Spannung und Spritzigkeit. Eine trauernde Witwe (Marie-Claire Kaletta) lebt mit ihrem Diener (Gerhard Schilling) von der Außenwelt völlig zurückgezogen. Da stürmt eines Tages ein Gutsbesitzer (Dieter Aschoff) ins Haus, um die Schulden ihres verstorbenen Mannes einzutreiben. |
Ein temperamentvolles, amüsantes Wortgefecht, führt zu einem Kampf zwischen den Geschlechtern, das manches Vorurteil ins Wanken bringt und typisch für Tschechow zu einem unerwarteten Ende führt. Eine Glanzleistung der Schauspieler, die mit ihrer ausdrucksvollen Interpretation das Publikum fesseln. |
Die Darsteller der Burgbühne wechselten von der Freilichtbühne in den Raum und spielen erstmalig unter der Regie von Pavel Bobrov. Vor drei Jahren fing der gelernte Bühnenbildner und Architekt bei der Burgbühne als Schauspieler an und kennt durch seine Rollen auf diversen Bühnen beide Seiten. Präzise Arbeit fordert er von seinem Ensemble, dem er die Rollen auf den Leib schrieb und auf jedes Detail achtet. |
„Das war spannend und interessant, die Texte in deutscher Sprache umzuschreiben.“, bekennt der gebürtige Russe, der seit 6 Jahren in Deutschland lebt. Dabei half ihm mit Dieter Aschoff ein erfahrener Taeter-Schauspieler. |
Auf kleinstem Raum kommt das TAK ohne großes Bühnenbild aus. Den atmosphärischen Rahmen bilden wenige Requisiten, die wie die Kostüme aus dem Nationaltheater Mannheim stammen. Benjamin Zeidler von der Burgbühne würzt die Spielszenen mit passenden Ton- und Lichteffekten. |
Alles in allem ein besonderer Theater- genuss, den die Besucher das nächste Mal am 14./15./16. April jeweils um 20 Uhr und am 17. April um 18 Uhr hautnah erleben können.
Das Wohnzimmer von Gastgeber Axel Bedbur bietet etwa 35 Personen Platz, was eine Reservierung erforderlich macht.
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Text: boe Bilder: bz 01.04.2011 |
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