„SOVA“ würzt Klassiker von Shakespeare mit Spielwitz Jugendtheater aus Donaueschingen geht neue Wege auf der Burgbühne 28. Mai 2011 |
Dass man vor Klassikern nicht davonlaufen braucht bewies das Jugendtheater „SOVA“ auf erfrischende Art bei ihrem Gastspiel auf der Burgbühne Dilsberg. Mit „Der Widerspenstigen Zähmung“ einer höchst verzwickten Liebesgeschichte des 16. Jahrhunderts erfreuten sie ein kleines aber begeistertes Publikum. Spritzige Dialoge und eine präzise Artikulation gepaart mit Spielfreude bescherten pures Theatervergnügen. |
Unter der Regie von Sabine Milbradt bewiesen die Jugendlichen im Alter von 13 bis 19 Jahren mit einer überzeugenden Gesamtleistung, dass der Kulturpreis Schwarzwald-Baar-Kreis 2010 keine Eintagsfliege war. |
Burgbühnen Vorsitzender Markus Winter lernte die dynamische Gruppe beim Landesamateurtheater kennen, wo sie sich frech und witzig vorstellten. Seinem Angebot einmal in mittelalterlichem Ambiente zu spielen konnten sie nicht widerstehen und verbrachten im April ein Probenwochenende auf dem Dilsberg. So wie es begann hörte es nun auch auf, mit zwei Gastspielen. „Nach 6 Generalproben in Donaueschingen, wo das Experiment Theaterspaziergang glückte, laden wir Sie nun hier dazu ein.“, wünschte die Regisseurin viel Spaß. |
Gespannt folgte das Publikum den beiden „Direktorinnen“ zu den vier Stationen im Pfarrgarten, Kommandantenhaus Burggarten und Rathaus, die in pfiffigen, kurzen Ausführungen mit dem Inhalt der Geschichte vertraut machten und informativ zur jeweiligen Szene überleiteten. |
So zeigten sie im Zimmer der ach so unterschiedlichen Schwestern Katharina und Bianca, wie es zuging bevor Shakespeare die Geschichte niederschrieb. Lockere zeitgerechte Dialoge und Gedanken brachten die Zuschauer mehr als einmal zum Schmunzeln. |
Die nächste Station zeigte wo die eigentliche Geschichte begann, auf einer Prachtstraße in Padua. So mancher Jüngling warb um die schöne holde Bianca, doch ihre Mutter wollte sie erst freigeben, wenn die tapfer kämpfende Katharina unter der Haube ist. Da suchten die Verehrer von Bianca gemeinsam nach einem Mann für die Widerspenstige. |
Der war gefunden als Hortensio seinen alten Bekannten Petruchio traf, der bekannte, dass er auf der Suche nach einer reichen Frau sei. „Ist sie auch noch so bös, wild und trotzig, ich enter sie.“ Die Männer heckten einen Plan aus, den Zofe Veronika ausspionierte und den Damen mitteilte. |
Nach einer kurzen Pause spielte der zweite Akt wie gewohnt auf der Bühne. Diesen eröffnete die Tanzgruppe der Burgbühne „Plaisir de Danse“ mit grazilen Tänzen der Renaissance. In ihren imposanten Roben entführten sie unterhaltsam mit „Selenger´s Round“, „Indian Queen“ und „Houndsdon House“ und stilvollen Schrittfolgen in die damalige Epoche. |
Zurück im Stück machten die Herren der Mutter ihrer Angebeteten ihre Aufwartung und warben um die Gunst ihrer Herzdame. In einem impulsiven Wortgefecht erwies sich Petruchio als ebenbürtiger Gegner Katharinas und heiratete sie. Jedoch enthielt er ihr die Annehm- lichkeiten des Wohlstands, um ihren starken Sinn zu brechen. Lucentio eroberte indessen Biancas Herz. |
Bei einer festlichen Tafel wetteten die Herren, welche Frau wohl am ehesten dem Ruf ihres Mannes gehorcht und die Überraschung war perfekt, als sich ausgerechnet Katharina als die Gehorsamste erwies. |
Der Kontrast von wohlgewählten Worten der alten Dichtersprache, die ein rhythmisierendes Sprechen erfordert, zu saloppen modernen Sprachwechseln entzückte. Eineinhalb Stunden dauerte das von Peter Haus gekürzte und szenisch ergänzte Original, das jede Minute wert war. Den Applaus des Publikums fasste ein Zuschauer in Worte: „Vielen Dank, das war ein toller Nachmittag.“ Das fand auch der Vorsitzende der Burgbühne: „Ein frisches Spiel und die Darsteller waren mit Spaß bei der Sache. Das hat meine Vorstellung bestätigt, auch selbst einmal Mehrstationentheater zu machen.“ |
Die Zusammenarbeit zwischen der Burgbühne und „SOVA“ klappte bestens. Die jungen Darsteller genossen ihren Auftritt in tollen Kostümen, die ihnen die Burgbühne über die gesamte Spielzeit zur Verfügung stellte und von Uschi Ess maßgerecht angepasst wurden. |
Das Gastspiel war für das Jugendtheater ein gelungener Abschluss: „Es ist etwas ganz anderes in so einem Ambiente zu spielen. Wir waren total begeistert, auch von der tollen Akustik und den vielen Helfern im Hintergrund.“ |
Zu einer spritzigen Erfrischung lud der Sektstand am Eingang der evangelischen Kirche ein, wo man bei einem gemütlichen Gläschen ins Gespräch kam. Im Theatercafé auf dem Vorplatz der Kirche, mit einer fantastischen Aussicht in den Kraichgau und ins Neckartal, kehrten nicht nur Theaterbesucher ein und genossen leckeren Kuchen oder deftige Quarkbrote. Das Burgbühnenteam hatte an alles gedacht und kümmerte sich um das Wohl der Gäste. |
Text: boe Bilder: bz 29.05.2011 |
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