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Roseplakat1997 

"Rose" - Jahr 1997
spielen oder aufgeben?



Gar nicht so gerne erinnert man sich in Dilsberg an die negativen Vorkommnisse zu Beginn des "Rose"-Jahres 1997.
 
Dabei hatte alles so idealistisch - stets eine Voraussetzung für das Gelingen der Spiele - und gut angefangen. Man wollte Regie, Bühne, Zuschauerplätze und Spiel - kurzum alles - modernisieren. Naturgemäß waren immer weniger "altgediente" Dilsberger dabei. Junges Blut - auch von auswärts - drängte auf Erneuerung. Die Folge: Gegensätze traten auf, rieben sich, entzündeten sich und führten zu Auseinandersetzungen. Die Erneuerung des Zuschauerareals (Sitzbänke) führte zu Schwierigkeiten und Kosten, an denen die "Burgbühne Dilsberg e.V." beinahe zerbrach. Blieb da noch Zeit und Gedanken für ein Theaterspiel? Dennoch - wie sagt man heute?

"The show must go on!" Auf der Naturbühne wurden rigoros Bäume gefällt. Wer gab den Auftrag? Alles, aber letzten Endes auch wirklich alles, was nur einigermaßen misslingen konnte, misslang. Zum Schluss waren die Gegensätze unüberwindbar und sechs Wochen (!!) vor dem geplanten Spielanfang warf der Regisseur - auch krankheitsbedingt - das Handtuch. Mit ihm zusammen verließen etliche Sympathisanten, sprich Spieler, die Bühne. Was nun? Aufgeben?
 
Mittlerweile liefen die Vorbereitungen zum Spiel. Nicht nur das; überall in der Region kündeten Plakate die kommenden Aufführungen der "Rose" an. Anzeigen, Berichte erschienen in den Tageszeitungen. Die Dilsberger fühlten sich angesprochen, wie so oft in fast aussichtslosen Situationen: z. B. als ein gebürtiger Dilsberger - Konditormeister in Eberbach - von den Nöten im Heimatdorf hörte ... Er überlegte nicht lange und nahm kurzentschlossen seinen Jahresurlaub. Und die Eberbacher staunten drei Wochen später nicht schlecht, ihren Konditormeister dann in der Rolle des "Wolf von Hirschhorn" auf den Brettern der Welt in Dilsberg bewundern zu können. Um die Schwierigkeiten überwinden zu können, gingen die Dilsberger wieder mal gemeinschaftlich an die Arbeit. Sie langten tüchtig zu, und das schier Unmögliche gelang! Allen Unkenrufen zum Trotz, die Eröffnung der Spiele erfolgte planmäßig. 

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"Versunken im Westen ist eben die Sonne, jetzt naht für uns Elfen die Stunde der Wonne ..."
  
Die ganze Vorbereitungszeit über schien sogar das Wetter zu trauern: alles fühlte sich feucht und klamm an. Das war auch die Ursache, dass bei der Eröffnung am 4. Juli, als für die Stimmung in der Johannisnacht die Nebelkerzen gezündet wurden, ein unwahrscheinlicher dichter, beißender Qualm sich über Bühne und Zuschauer breitete. Man sah weder Ritter, Akteure noch Zuschauer, nicht einmal die Hand vor den Augen.
 

Rose1997 04Türmer: Karl Schmitt


Man hörte nur noch - aus weiter Ferne - die Stimme des Türmers (Karl Schmitt) und seinen Dialog:              
"Und nicht zu viel, Gesell, ich Euch verspreche ... 
wem Aug und Ohr an rechter Stelle sitzt, (Husten, Husten!) 
der kann in jener Nacht, die dem Johanni
von alter Zeit her schon geweihet ist, (Husten, Husten!) 
an diesem Ort das Wunder miterleben.
Wenn Ihr nicht auch im Rauch ersticket!!!!"
 
Man hörte in den Nebelschwaden nur noch ein Lachen, ein Husten, dann einen ohrenbetäubendem Applaus. Dankbares "Rose"-Publikum!

Später, fast am Ende des Stückes, hörte man dann noch eine Stimme aus dem "Rose"-Volk, welche, dank der wunderbaren Akustik dieser grandiosen Dilsberger Naturbühne, hinunter bis zum hintersten Winkel des Pfarrgartens, unmissverständlich Wort für Wort, nicht zu überhören war:  
"Aber oans wees ich, heit aowend wird oane druffgemacht!“ So geschah es! Nach dem Gelingen der Aufführung wurde tatsächlich noch zu später Stunde „einer draufgemacht“!

Rose1997 02Türmer: Georg Fischer - Schlosshauptmann: Wolfgang Zeller
  
Die Rollenverteilung in dieser Saison:
Pförtner: Rudolf Maurer, Gerhard Schilling
Fahrender Gesell: Hermann Streib
Graf von Lauffen: Herbert Heiligers
Pleikart von Steinach: Werner Roth
Kunigunde: Christa Kohl, Ursula Heiligers, Gisela Zeller
Rosamunde ("Rose“): Urte Meinhardt, Solveig Gehrig
Wolf von Hirschhorn: Jörg Mohr, Andreas Bellem
Ulrich von Steinach: Markus Berghofen
Schlosshauptmann: Hermann Seufert, Wolfgang Zeller
Türmer: Georg Fischer, Karl Schmitt
Renate: Svenja Bayer, Mascha Maier
Herold: Paul Wildenberg
Neben genannten Akteure waren da noch acht Knappen und viele Erwachsenen nebst Kinder als "Volk" vonnöten. Regie führte Werner Roth; Birgit Streib zeichnete verantwortlich über acht Elfen und als Solistin Roswitha Braun.
Der Kinderreigen (18 Kinder) unter der Leitung von Gisela Zeller brachte Erstaunliches zu Tage. Souffleuse war Maria Roth; Ernst Roth hatte die Ausmalung der Bühne übernommen.
Anni Richter, hauptverantwortlich für die (selbstgeschneiderten!) Kostüme, sowie Klaus Lehr (Beleuchtung), Petra Lehr und Günter Wiesner (Beschallung) trugen ebenfalls zum Gelingen bei.
   
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Dem Steinacher Pleikart, dem "Rotfuchs", der auch die Regie kurzfristig übernommen hatte, diesem Werner Roth war es zu verdanken, dass die "Dilsberger Rose" 1997 dann doch ein gutes Ende nahm.

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Neben Werner Roth, selbstverständlich auch alle, die spielten, die technisch mithalfen, bis zu denen, die andauernd Stühle schleppen mussten, wenn der Platz auf den Bänken nicht ausreichte.
 
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Rosamunde ("Rose“): Solveig Gehrig - Graf von Lauffen: Herbert Heiligers - Wolf von Hirschhorn: Andreas Bellem
 
Was schrieb noch die Presse?   "Es gab Theater um das Theater, aber letztlich erblühte die 'Rose' allen Unbilden zum Trotz und zur Freude der Zuschauer eben doch wieder im Sommer 1997."
 
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Rosamunde ("Rose“): Urte Meinhardt - Graf von Lauffen: Herbert Heiligers - Wolf von Hirschhorn: Jörg Mohr
 
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Erwähnenswert zu dieser Aufführung noch eine wahre Anekdote, von einem Studenten aus Ungarn. Dieser wohnte bei einer Dilsberger Familie, als er von den Plänen der "Rose"-Aufführungen hörte. Schnurstracks ging's zum Ortsvorsteher. Dort bat er um Teilnahme an dem Stück. Leider haperte es ein bisschen mit der Sprache, aber, man fand eine kleine Rolle. Dort überbringt ein Steinacher Bote einen Brief, den er - mit dem einen Satz: "Von meinem Herrn!" - dem Grafen von Lauffen überreichen muss. So geschah's... Die fast mittellosen Eltern reisten aus dem fernen Ungarn nach Dilsberg, nur um dort voller Stolz ihren Sohn auf der Bühne sehen zu können!
 
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vorne: Pleikart von Steinach: Werner Roth - Ulrich von Steinach: Markus Berghofen - Rosamunde ("Rose“): Urte Meinhardt
 
Schlichtweg ungerecht wäre es, irgendeinen Spieler oder Mitarbeiter bei sämtlichen "Rose“-Aufführungen hervorzuheben. Denn ob sie in der Rolle der "Rose", "Graf", "Elfe", "Knappe", "Volk" oder die vielen anderen schlüpften: sie alle, ohne Ausnahme, hierzu zählen auch die inzwischen vielen auswärtigen Helfer, Spieler und Mitarbeiter, tragen das Ihrige zum Gelingen dieses romantischen Stückes bei. Nicht zu vergessen sind auch die Verantwortlichen, die vielen "Unsichtbaren" im Hintergrund, die rührigen Hände hinter der Kulisse.
  
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"Rose": Urte Meinhardt - Wolf von Hirschhorn: Jörg Mohr ---  Pleikart von Steinach: Werner Roth - Renate: Svenja Bayer Graf von Lauffen: Herbert Heiligers
   
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Sie alle erreichten damit, dass die Zuschauer für fast zwei Stunden von der Wirklichkeit entrückt, in die Zeit versetzt wurden, wo Ehre und Eid, Fehde und Frieden, die Liebe und der Tod noch weit mehr das Leben unmittelbar bestimmten als heute.
 
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"In das 20. Jahrhundert wurden die Gäste erst wieder zurückgeholt, als ein Super-Jet am abendlichen Himmel seine Bahn über die Burg gen Süden nahm." So der Bericht, nach einer "Rose"-Aufführung, von einem unvoreingenommenen, aber empfindsamen Reporter der Rhein-Neckar-Zeitung. 
 
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Bild 1 links: Fahrender Gesell: Hermann Streib - Pförtner: Gerhard Schilling --- Bild 2 rechts: Fahrender Gesell: Hermann Streib - Pförtner: Rudolf Maurer
 
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Bild 1 links: Tanzgruppe Anni Richter - Bild 2 rechts: Kunigunde: Christa Kohl - Graf von Lauffen: Herbert Heiligers
Schlosshauptmann: Hermann Seufert
   
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Bild 1 link: Kunigunde:  Ursula Heiligers - Graf von Lauffen: Herbert Heiligers Schlosshauptmann: Wolfgang Zeller --- Bild 2 rechts Pleikart von Steinach: Werner Roth - Renate: Mascha Maier
Graf von Lauffen: Herbert Heiligers
 
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Text: Frans Hermans 2000
Bilder: Rupert Dworschak
   
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