"Die Rose von Dilsberg" 1951/1952 |
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Die ersten Jahre nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg waren folgenschwer für die noch junge Bundesrepublik. Viele, die eingezogen worden waren, sahen ihre Heimat nicht wieder, andere wiederum mussten zwangsweise Grund und Boden verlassen, wurden vertrieben, umgesiedelt. Deutsche Städte und Gemeinden wurden damit konfrontiert, und auch die kleine Bergfeste Dilsberg machte da keine Ausnahme. Annähernd 300 Heimatvertriebene (bei einer Gesamteinwohnerzahl von 764 Ortsbewohnern 1939) nahm die auf dem Bergkegel liegende Ortschaft auf. Nach erstaunlich kurzer Zeit der Eingliederung engagierten sich wie selbstverständlich auch diese Neubürger bei den kommenden "Rose"-Aufführungen. Friedrich Roth gehörte zu den wenigen Glücklichen, die ihr Zuhause unzerstört wiederfanden. Kaum in seine Heimat zurückgekehrt, dachte er daran, die durch den Kriegsausbruch abrupt abgebrochenen "Rose"-Aufführungen zu wiederholen. Er suchte um Unterstützung bei Bürgermeister Otto Christ und den Gemeinderäten, bei den Alt- und Neubürgern von Dilsberg. Er wurde in seinen Erwartungen nicht enttäuscht und konnte kurz darauf seine Pläne realisieren. Bald liefen die Vorbereitungen zu dem Spiel der "Rose" auf Hochtouren. Nicht nur zwei Schauspielergruppen mussten zusammengestellt und zwei Monate lang, Sonntag um Sonntag, die Texte und das Spiel geprobt, auch der inzwischen überwucherte Pfarrgarten musste für die Aktionen wieder hergerichtet werden. Denn genau wie 1910 wurde als Aufführungsort für das Volksspiel die Freilichtbühne im Pfarrgarten gewählt. Mit der imposanten Wehrmauer als Kulisse, im Rücken die geschichtsträchtige, aus der Staufferzeit stammende Burg. |
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Im Bild: Heinrich Hornung Sämtliche Kostüme für Ritter, Knappen, Elfen und Volk wurden angemietet, die für eintausend Zuschauer vorgesehenen Plätze zurechtgezimmert. Für die Werbung entwarf der ortsansässige Grafiker Helmut Striegel einen Vorläufer des bis heute noch verwendeten und allseits bekannten "Rose"-Plakats (siehe unten). Auch Ansichtskarten von dem Ritterspiel in Dilsberg trugen in alle Himmelsrichtungen Kunde davon. Die Unkosten wuchsen beträchtlich. Friedrich Roth nahm es gelassen, er war überzeugt von dem kommenden Erfolg, und er sollte damit Recht behalten. Seine Laiendarsteller enttäuschten ihn nicht. Selbstverständlich waren ja auch "Ehemalige" darunter, solche, die noch in 1939 mit von der Partie gewesen waren, wie zum Beispiel: Franziska Ohlhauser, Heinrich Hornung, Ernst Roth, Hedwig Döringer, Martha Gramlich. Pauline Roth übernahm abermals den Part der Souffleuse, und ihre beiden Söhne, Werner und Ernst, waren ebenfalls mit von der Partie. Diese sollten in Zukunft tragende Rollen und echte Stützen bei allen weiteren Aktivitäten des Volksspiels werden. |
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"Zur rechten Zeit habt ihr den Weg gefunden, der Euch zu dieses Schlosses Mauern führt ..." Vor dem Dilsberger Tor 1951 (v.l.n.r.): Wolfgang Rupp, Otto Hehenberger, Christel Anicker-Hermans, Egon Martin, Fritz Reis. Stellvertretend für sämtliche "Rose"-Aufführungen der Spielsaison 1951/52 mögen hier einige Zeitungsauszüge folgen: "Der Sommer ist vorbei. Regenschauer und kalte Herbstwinde beherrschen das Neckartal, in dem man nun nach beendeter Saison wieder, unter sich ist. Wer denkt nicht noch an die ersten Proben? Wird der Besuch die sehr hohen Ausgaben lohnen? Fritz Roth, der Initiator des Gedankens, ließ sich nicht beirren. Hart, zahlreich und nicht ohne Ärger waren die Proben an den Sonntagnachmittagen. Wenige Sorgen bereiteten hingegen Bühne und Zuschauerraum. Die Bühne, deren Gestaltung ebenfalls Fritz Roth übernahm, musste vollkommen neu angelegt werden. Dann kam der Tag der ersten Aufführung, nachdem die Städtische Bühne Heidelberg die Kostüme zur Verfügung gestellt hatte. Der Erfolg war größer als erwartet. |
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Bild: "Wie's wahr ist, dass nach stiller Sternennacht / die Sonne Goldlicht neu uns wieder leuchtet / so wahr ist das Gefühl in meinem Herzen, / das nur für Euch allein hienieden glüht ..." Schlosshauptmann: Heinrich Lenz; Renate: Hedwig Lachenmaier; Rose: Gilsela Hornung; Wolf von Hirschhorn: Ernst Roth. "Still, zutiefst beeindruckt vom tragischen Ausgang, verharrt das Publikum, bis ein Sturm des Beifalls die Spannung bricht. Er gilt den Darstellern für die einzigartige Leistung und dem Regisseur Friedrich Roth, der viel zu dem guten Gelingen beitrug. Ein Dorf spielt seine Geschichte, niemand sollte dieses Erlebnis versäumen." Dass es zwischendurch auch unliebsame Ereignisse zu überstehen galt, ist wohl eine Selbstverständlichkeit. Aber wenn Kostüme inmitten der Aufführungszeit plötzlich vom Verleiher zurückgefordert wurden, aus welchen Gründen auch immer, das war wohl nicht alltäglich! Auch das meisterte Friedrich Roth souverän. Die Folge dieses Geschehens war, dass die Heimatbühne sich mit dem Gedanken auseinandersetzte, wie man diesem Problem in Zukunft Paroli bieten konnte. Erst viel später bot sich da eine Lösung an. |
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Elfen Rosi Vogt, Gisela Lehr (x Hornung), Sieglinde Ebinger (x Bernauer) |
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1952 | ||||
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Text: Frans Hermans Bilder: Archiv Frans Hermans |
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Zeitungsberichte im Heidelberger "Tageblatt" 1951 | ||||
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